Ohne Titel – eine kleine Betrachtung zu meiner Arbeit

Trotz aller Warnungen und guter Ratschläge tragen meine Arbeiten keinen Titel. Dafür gibt es für mich folgende gute Gründe:

Aus Achtung und Respekt vor dem Betrachter mit all seiner Phantasie und Sicht- und Denkweisen, die ich damit ansprechen will.

Ich möchte Ihnen nicht vorschreiben, was Sie zu sehen, zu fühlen und zu denken haben.

Was ich möchte, ist, dass Sie hinsehen, dass Sie sich darauf einlassen und dass Sie nachdenken.

Kunst hat viele Facetten. Kunst muss nicht immer schön sein – sie darf und muss auch mal weh tun. Kunst sollte immer zum Nachdenken anregen und auffordern, und sie sollte die Phantasie herausfordern, das heißt, die Vorstellung von den Dingen, wie sie sind, wie sie sein sollten oder wie sie auch anders sein könnten. Nichts ist, wie es scheint – schon gar nicht in der Kunst.

Meine Arbeiten verfolgen im wesentlichen zwei Hauptrichtungen:

Zum einen die reine Form, also die Suche nach ästhetischer Schönheit und Harmonie, sowie der Wiederspieglung des Charakters der verwendeten Hölzer.

Zum anderen geht es um Reflexionen der (meiner) realen Umwelt, um die Verarbeitung mentaler und emotionaler, physischer und psychischer Zustände meiner Vergangenheit und Gegenwart.

Dabei geht es fast ausnahmslos um Angst, um Gewalt, um Unterdrückung, um Missachtung und um Ohnmacht – um nicht sein dürfen, wie man ist.

„Es gibt kein richtiges Leben im Falschen.“, schrieb Theodor W. Adorno. Recht hat er. Ich folge diesem Pfad und reflektiere aus meiner Erfahrung heraus das Falsche auf der Suche nach dem Richtigen. Dabei folge ich den dadurch gewonnenen Überzeugungen in Richtung eines aufgeklärten Humanismus durchaus provokativ, unbeeindruckt vom gesellschaftlichen Mainstream, geradlinig und möglichst konsequent.

Gleichfalls möchte ich Mut machen, aufmuntern zum Mitmachen und selbst Tun, zum Einmischen, zum Selbstfinden – und letztendlich zur Entfaltung der Kreativität, gleich welcher Art, so fern sie nicht zum Schaden anderer führt. Es geht mir um Potenziale und Ressourcen im zu tiefst menschlichen und ökologischen Sinn. Das Leben muss nicht so sein, wie es ist – es kann auch ganz anders sein – im positiven Sinne vielfältiger, schöner und vor allem richtig.

Eine gute Zeit!
Thomas Thiele